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Moin Vechta!

Ich freue mich auf die kommenden Wochen, die ich als Artist in Residence in Vechta verbringen darf! Untergebracht haben mich Stadt und Uni Vechta (THX!) in einem urigen Häuschen, einer einstigen Mühle auf dem Gut Welpe, von wo aus ich das Wesen und Sein der Stadt erkunden werde … Wer mir auf diesen Streifzügen digital folgen möchte, kann das hier auf dem Blog tun – oder auf Instagram:  @valentin__moritz

Aber auch analog: Get in touch, Bürger*innen Vechtas, meldet euch bei mir! Am besten per Mail. Ich bin gespannt auf den persönlichen Austausch. Stoßen wir an auf ein heiteres Kennenlernen: Chapeau!

AiR Vechta – Statement zum geplanten Aufenthalt

An der Ausschreibung für das Artist in Residence-Programm in Vechta hatte mich vor allem gereizt, dass sie meinen Widerspruch herausforderte – dass sie Fragen formulierte, die bei mir weitere Fragen aufwarfen: „Wo sind unsere (neuen) Gemeinsamkeiten?“, hieß es dort – aber was, dachte ich, wenn es gar keine Gemeinsamkeiten mehr gibt? Oder umgekehrt: Was, wenn der zunächst positive Wunsch nach mehr Gemeinschaft uns in eine Welt führt, die sich eben nicht durch Diversität und Respekt für andere Lebenskonzepte und -hintergründe auszeichnet – sondern durch Homogenisierung und „Vereindeutigung“? Und wie hat uns die Erfahrung der globalen Corona-Pandemie, also eine uns alle (die gesamte Menschengemeinschaft!) betreffende Krise, zusammengeschweißt – oder doch auseinandergetrieben? Diesen Fragen in Vechta, einem mir gänzlich unbekannten Ort, auf den Grund zu gehen, schien mir sehr spannend.

Allgemein gesprochen sind es zunächst also sich auftuende Gegensätze, die mich interessieren: Aus der Ferne wirkt Vechta wie eine durchschnittliche nordwestdeutsche Kleinstadt – zum einen. Zum anderen ist der Ort bekannt für seine geringe Arbeitslosigkeit, den niedrigen Altersdurchschnitt seiner Bewohner*innen und seinen Kinderreichtum. Eine geradezu superlative Region also! Allerdings auch im negativen Sinne: Der Ruf als „Schweinegürtel“ Deutschlands spricht Bände. Angesichts dieser Gemengelage dachte ich: Das ist Deutschland. Deutschland at its best. Eine Insel der Glückseligen?

Vermutlich sind das die üblichen Bilder, mit denen auswärtige Besucher*innen anreisen, zugleich basieren sie auf Fakten, auf Zahlen, die sich nicht leugnen lassen, sorry, Vechta. Trotzdem: Zahlen sind nicht alles. Daher musst du dir das schon vor Ort anschauen – so befand ich –, um dem Wesen einer Stadt und einer Region auch nur ansatzweise auf die Schliche zu kommen. Und zwar möglichst unvoreingenommen. Vorurteilsfrei. Selbstkritisch und kritisch.

Als Artist in Residence möchte ich Gespräche mit den Menschen vor Ort führen und mir die Gegend künstlerisch erschließen. Am Ende plane ich, eine multimediale Lesung zu gestalten, welche die Erlebnisse und Beobachtungen meines Aufenthalts widerspiegelt. Darin sollen Vechta und seine Umgebung in einer untergründigen, uneindeutigen Gesamtschau vielfältig abgebildet werden. Im besten Fall würden damit weitere Fragen aufgeworfen und Impulse ausgelöst, sich auf neue Weise mit der eigenen Lebenswelt zu beschäftigen, insbesondere in Hinblick auf die Thematik der Ausschreibung:

„Vielfalt und Wandel – Auf dem Weg zu neuen Gemeinsamkeiten“

Wie hat die Pandemie das Leben in Vechta geprägt? Welche Bewältigungsstrategien wurden entwickelt, um die um sich greifende soziale Isolation zu kompensieren? Wurde diese Krise auch als Chance empfunden oder doch in erster Linie als Bedrohung? Und was heißt das letztlich für unsere (gemeinsame) Zukunft? „Wie wollen wir leben?“, fragt die Ausschreibung. „Was hat sich verändert und was zeigt sich als unabdingbares Gut unserer Gesellschaft und unseres städtischen Zusammenlebens?“

Ja, darüber lass mal reden, Vechta!