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Zerhackte Elektrogeräte

Wir sitzen auf den Rädern. In der Luft hängt vernebelte Gülle. Neben uns rasen die Autos die Landstraße entlang. Bei der Abfallwirtschaft werden wir von Frau S. empfangen. Sie zeigt uns die intelligente Tonne, die aufzeichnet, wann sie Kontakt mit einem Fahrzeug hatte. Wir gehen gemeinsam über den Hof.

Neben jedem Container steht ein Besen und eine Kehrschaufel. Ein Junge schleudert seinen Müllsack zu weit und er landet in irgendeinem Zwischenraum. Wir halten an jedem Container an und schauen hinein. Darin liegt unser Alltag, aufgespaltet in seine Bestandteile: Weißware, Bauschutt mit oder ohne Anhaftung, Kunststoff, Altöl bekannter Herkunft, Glas.

Unter den grasbewachsenen Bergen hinter dem Hof liegt Müll aus den 90ern. Rundherum eingehaust wird er mit den Jahren reaktionsärmer. „Und dann haben wir hier noch Schrott jeglicher Couleur“, sagt Frau S. ein bisschen stolz und zeigt uns den Inhalt eines großen Containers. „Von einigen Dingen kann man auch nur den Energiegehalt recyceln“, erklärt sie. „Altpapier kommt irgendwann an seine Grenzen wegen den immer kürzer werdenden Fasern. Doch die einzelne Glasscherbe kann ewig eingeschmolzen werden, wobei Porzellan zu Sollbruchstellen führt. Zerhackte Elektrogeräte werden nach Dichte sortiert…“ Frau S. wird von einer ratlosen Frau und ihrem Abfall unterbrochen. Zur Freude der Frau kommen ihre Lichterkette und die alte Stichsäge in die gleiche Tonne.

Neben dem Biomüll stehen wir ganz klein in unseren Warnwesten. Aus dem Fermenter fliegt ein Schwarm schwarzer Raben. „Wir sind stinkwütend über die Tüten im Biomüll. Zum Glück kommt Baum- und Strauchschnitt sortenrein an. Störche verteilen leider manchmal Damenbinden auf dem Gelände“, erzählt Frau S.

Wir verabschieden uns und suchen im Wald den Grenzstein. Die Wegweiser sind leer. Sechs Vogelsorten singen gleichzeitig laut App. Wir finden den Findling und machen einen Abdruck mit einem Stück verbranntem Holz. Zurück in der Stadt ist mir schwindelig. Wir setzen uns in ein Café. Kleine Törtchen, Fischkonserven und Pfirsich aus der Dose liegen an der Theke aus. Etwas sackt in meine Beine. Am Nachbartisch erzählt eine Dame ihrer Freundin, dass sie ein neues Gürtelloch braucht. Lucia trinkt Kaffee, ich Kamillentee.