IX. Verd und die Zukunftsplaner

(Video siehe unten)

 

IX. Verd trifft die städtischen Zukunftsplaner

 

Es ist April. Wir stehen an einer Ampel und bewundern wie gut alles funktioniert – wie es rot und grün wird, dass alle an ihr Ziel kommen ohne sich ineinander zu verkeilen: Die vorbeirauschenden Autos, die ratternden Fahrräder, die plaudernden Fußgänger und zwischen ihnen ein staunendes, kleines Pferd.

Mensch, sagt das Pferd. Manchmal würde ich gerne wissen wie das hier alles gemacht wurde. Die hatten sicher einen verdammt guten Plan!

Das trifft sich gut, sage ich, denn heute gehen wir ins Rathaus…

 

Und genau dort, eine knappe Stunde später, versteht Verd: Ja, der Welt liegt ein Plan zugrunde!

Oder zumindest Vechta.

Genau genommen: Viele Pläne.

Und die werden von den städtischen Zukunftsplaner gemacht, von dem Stadtplaner und dem Verkehrsplaner.

Die beiden geben mir die Hand und Verd den Huf. Sie haben uns Pläne aufgehängt und ausgelegt: den Verkehrsentwicklungsplan für den Prognosehorizont 2025. Oder den Flächennutzungsplan.

Also noch mal, sagt Verd. Was genau macht ihr eigentlich?

Die beiden wechseln sich beim Reden ab: Wir planen! Den bebauten und unbebauten Raum. Wohnung, Gewerbe, Einzelhandel. Aber auch Gehwege, Radwege, Straßen, Plätze, Bänke, Bäume, Kreuzungen….

Aha, sagt Verd. Und was macht ihr dann mit den Plänen?

Wir erstellen Maßnahmen und führen sie durch, erzählen die beiden. Zum Beispiel eine Eisenbahnkreuzungsmaßnahme. Wenn eine Straße die Bahnlinie kreuzt baut man sie drüber hinweg oder drunter durch.

Oder das Radwegekonzept, damit die Radfahrer schneller und sicherer ans Ziel kommen.

Oder eine Straßenbaumaßnahme. Da ist das aktuelle Beispiel die Bahnhofsstraße mit der neuen Brücke. Und diese Baustelle schauen wir jetzt gleich mal an.

Der Verkehrsplaner zieht einige Warnwesten und Helme unter dem Tisch vor.

Au ja!, ruft Verd, ein Helm!

Hm, sage ich zweifelnd. Der ist dir sicher zu groß.

Verd lässt sich nicht abhalten und probiert den Helm an, der so groß ist, dass es darunter verschwindet. Es besteht darauf, dass ich seinen Helm trotzdem mittrage. Es kuschelt sich zusammen mit der viel zu großen Weste hinein und schaut fröhlich über den Rand hinaus.

Die Herausforderung in Vechta, erzählt uns der Stadtplaner auf dem Weg, ist das Wachstum. Den Prognosen zufolge bekommen wir in den nächsten Jahren durch Zuzug und die hohe Geburtenrate noch einige 1000 Einwohner Zuwachs. Die Herausforderung an uns ist die Nachfrage nach Bauland. Und das Anpassen der Infrastruktur: Kreuzungen, Ampeln oder Wasserversorgung. Hier, bei unserer Baustelle entstehen Stadtwohnungen – das gibt Vechta ein richtiges städtisches Flair.

Ja, sagt Verd. Wie eine Großstadt!

Es schaut sich um: Naja, fast.

Wir begehen die Baustelle. Unsere städtischen Begleiter sind sichtlich stolz auf ihr fast vollendetes Werk: Die Brücke haben wir möglichst filigran gestaltet, sagen sie.

Sie verweisen auf die Torbögen, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Moderne. Erzählen von der farbigen und energiesparenden LED-Beleuchtung und den Sensoren, die gegen die Lichtverschmutzung wirken, weil es genau dort am hellsten sein wird, wo jemand entlangläuft.

Dann bewundern wir die Mobilitätsstation… bzw. das Loch, das die Arbeiter dafür gegraben haben.

Moblili-was?, sagt Verd.

Das ist das Fahrradparkhaus, das nächstes Jahr fertig wird. Es bietet Platz für 600 Fahrräder.

Wow, sagt Verd. Das sind ganz schön viele. Ziemlich mobil!!

Es überlegt: Fast wie Science-Fiction… Sagt mal: Wie geht es dann weiter? Machen wir doch mal richtig Science-Fiction: Wie komme ich 2050 an mein Ziel?

Der Stadtplaner und der Verkehrsplaner werfen sich einen verschwörerischen Blick zu und fangen dann an: 2050, murmeln sie…. Wir werden all unsere Kreisverkehre und Ampeln rückbauen müssen, denn die Autos werden untereinander kommunizieren! Die Elektromobilität wird übernommen haben. Alle benutzen Carsharing – die Autos fahren allein, ohne Fahrer durch die Stadt und werden bei Bedarf bestellt. Es ist das Ende des Individualverkehrs! …

Die beiden lächeln und reden von mehr Baufläche und mehr Bäumen.

 

Auf dem Weg zurück fährt ein geräuschloses Auto an uns vorbei und hupt dann mit einem seltsam angenehmen Laut.

Schau mal, keucht Verd: Da sitzt kein Fahrer drin!!

Und dann sehen wir: Auf dem Beifahrersitz ist ein Pferd. Es wirft elegant seine Mähne zur Seite und zwinkert uns zu. Dann hebt das Auto über dem Marktplatz ab, breitet seine schillernden Flügel aus und fliegt Richtung Sonne, in die Zukunft.