(Video siehe unten)
Komm, sagt Verd. Wir müssen los, zum Frühjahrsempfang!
Pfff, sage ich. Meinst du, das ist wirklich was für uns? Rede, Sektchen und Sakkos?
Ja klar, sagt das Verd. Ich wurde schließlich eingeladen. Der Bürgermeister hat extra nochmal nachgefragt, ob ich wirklich komme. Ich geh hin. Zur Not, ohne dich!
Haha, das will ich sehen…
…will ich sagen….
– sage ich aber nicht!
Stattdessen sage ich: Klar gehen wir hin! Komm, ich kämm dir nochmal die Mähne.
Ach, sagt das Pferd schnell, das ist nun wirklich nicht nötig.
Wir kommen an.
Das Rathaus ist mit weiß gedeckten Stehtischen mit Blumenkränzen dekoriert.
Als ich Verd aus meiner Tasche krabbeln lasse, sagt es schnell: Sakko-Alaaarm! Gehen wir wieder!
Na toll, war ja klar, sage ich. Jetzt bleiben wir!
Pfrrr, macht das Pferd. Und dann vorwurfsvoll: Hättest du mir mal die Mähne gekämmt!
Ja, sage ich. Hätte ich das mal…
Wir begeben uns zu einem der Stehtische und lauschen dem Pianisten.
Einige Damen mit Sekt auf Tablett sind unterwegs.
Das Pferd winkt eine zu uns.
Es nimmt sich einen Sekt.
Die Dame will sich umdrehen.
Einen Moment noch!, sagt es und nimmt sich ein weiteres Glas.
Die Dame will sich umdrehen.
Einen Moment noch!, sagt es und nimmt sich ein weiteres Glas.
Die Dame will sich umdrehen.
Einen Moment noch!, sagt es und nimmt sich ein weiteres Glas.
Das Pferd probiert. Bah! Pfrrr, sagt es! Ich hätte doch O-Saft nehmen sollen und schiebt mir die Gläser hin.
War ja klar, sage ich. Und proste den Umstehenden zu.
Ein Mann mittleren Alters dreht sich zu uns um.
Ist das echt?, fragt er mich und deutet auf das Pferd.
Fragen Sie es doch selbst, sage ich.
Verd knurrt und der Mann dreht sich erschrocken weg.
Endlich geht der Bürgermeister zu seinem Pult, neben dem sehr großen, sehr bunten Blumenstrauß.
Beifall, gefolgt von aufmerksamer Stille.
Der Bürgermeister, flüstert das Pferd begeistert. Der Bürgermeister!! Komm, wir müssen nach vorn!!
Und da passiert es:
Gleich zu Beginn seiner Rede erwähnt der Bürgermeister das Pferd!
Ja!, ruft Verd. Ja! Das bin ich!!
Alle klatschen.
Das Pferd steigt auf die Gläser der Stehtische und nickt, verbeugt sich, ruft immer wieder: Ja, ja genau!
Irgendwann merkt es, dass niemand mehr klatscht.
Verwirrt hört es auf sich zu verbeugen.
Hä?, sagt es. Was gibt es denn jetzt noch Wichtiges zu sagen? Jetzt geht’s los zum Buffet!!
Aber der Bürgermeister hat noch mehr Wichtiges zu sagen.
Über die Stadt Vechta zum Beispiel.
Über die Universität.
Und die Zusammenarbeit.
Das Pferd beginnt unruhig zu werden.
Komm, flüstert es, gehen wir nach hinten!
Hinten wird es nicht besser.
Keiner will mit dem Pferd spielen, alle lauschen.
Wann ist endlich Buffet?, sagt das Pferd mittel-leise.
Wie durch Zauberhand fangen die Gäste an im Raum umher zu schauen.
Immer wieder hört man von irgendwo das Wort „Buffet“, als ob es von den Wänden wiederhalle.
Das Pferd scharrt mit den Hufen.
Endlich spricht der Bürgermeister die erlösenden Worte:
Das Buffet ist eröffnet!
Das Buffet ist eröööfffneeet, grölt das Pferd.
Schnell galoppiert es um die Ecke, um noch vor den erste Mutigen anzukommen.
Es sieht: Suppen und Wurstbrötchen.
Enttäuscht lässt es den Kopf hängen.
Na komm, sage ich. Ist nicht so schlimm!
Nicht so schlimm, faucht das Pferd??
Tatatamm!, rufe ich und ziehe extra-feine Babymöhrchen aus meiner Tasche, die ich in weiser Voraussicht eingepackt hatte.
Es mampft und schaut den anstürmenden Buffet-Plünderern zu.
Achtung, das ist Pferdewurst!!, ruft Verd ihnen zu.
Die Leute halten inne und schauen irritiert um sich.
Ach, keine Bange, rufe ich. Das war sicher nur ein Witz…
Die Leute lächeln verlegen und wenden sich wieder dem Buffet zu.
Die Käse- und Fischbrötchen sind innerhalb von Sekunden verschwunden.
Keiner isst Wurstbrötchen.
Das Pferd wiehert vor Freude.
Das sind gute Leute hier, sagt es zufrieden.
Ja, sage ich und stehe auf. Wir gehen jetzt besser mal…
Pferdewu…., will Verd der nächsten Gruppe Hungriger zurufen, aber ich habe ihm schnell ein weiteres Möhrchen ins Maul gesteckt und gehe mit ihm nach draußen.